Da saß sie unter dem Auto – eine noch junge, getigerte Katze. Sie schaute mich neugierig an. Mit einem lockenden „pspsps“ machte ich auf mich aufmerksam. Von Erfolg war dieses Locken leider nicht gekrönt, die Katze blieb unter dem Auto und ich ging weiter. In anderen Fällen war ich da schon erfolgreicher.
Mir wurde dabei bewusst, dass das Locken zu verschwinden droht. Forderungen und Befehlen begegne ich viel häufiger als dem einfühlsamen Locken. Aufforderungen und Befehle wollen Macht über einen anderen gewinnen, das Locken sucht eine gewaltfreie Resonanz auf Augenhöhe, die dem anderen sagt: Du, ich habe Interesse an dir.
Nach Charles Hartshorne hat das Locken eine theologische Qualität. Gott lockt den Menschen zu einem Leben in Harmonie.
Ich wünschte, wir würden das Locken wieder lernen. Es lässt Freiheit und öffnet Wege zueinander.